Besuch der Gedenkstätte Hadamar

Unsere Klasse 9a besuchte mit unserer Geschichtslehrerin Frau Schondelmaier am 8.3.2023 die Gedenkstätte in Hadamar.

Nach einer Fahrt von ca. 2 Stunden und 30 Minuten erreichten wir Hadamar. Dort nahm uns unsere Begleiterin herzlich in Empfang. Nach einem kleinen Gedankenspiel, in dem wir Bilder von Charakteren nur anhand ihrer äußeren Erscheinung in die Kategorien Held oder Schurke einteilen sollten, widmeten wir uns dem eigentlichen Thema unseres Besuches, der Rolle Hadamars im Zweiten Weltkrieg.

Die ab 1907 als Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar dienende Einrichtung wurde unter Führung der Nazis zu einer Tötungsanstalt. Wer mit den eigens zu diesen Zwecken organisierten Bussen Hadamar betrat, verließ diesen Ort nicht mehr lebend. Es wird im Zeitraum von 1940 bis 1945 zwischen zwei Tötungsphasen unterschieden. Die erste Tötungsphase verlief vom 13. Januar bis zum 1. September 1941. Innerhalb dieser 8 Monate wurden mehr als 10000 Menschen ermordet. Dabei wurden Gaskammern verwendet. Den Familien der Angehörigen, die dachten, dass jene aufgrund einer geistigen oder körperlichen Behinderung in Hadamar gepflegt würden, wurden Briefe geschrieben, in denen Todesursachen frei erfunden wurden. Ziel dieser grausamen Morde war es Menschen mit Einschränkungen, die laut Nazis auf den Schultern des Staates und der Arbeiterschaft lebten, auszulöschen. Unter dem Motto ,,Gesunde Eltern machen gesunde Kinder“ wurden – noch bevor Hadamar zur Tötungsstelle wurde – körperlich oder geistig behinderte Frauen bspw. zwangssterilisiert. Dabei ist auch auffallend, dass die von professionellen Ärzten erstellten Diagnosen oftmals nicht rein medizinisch waren. So wurde bspw. bei Menschen, die nicht in gesellschaftliche Muster hineinpassten oder sich ,,untypisch“ verhielten, die Diagnose „angeborener Schwachsinn“ aufgestellt.

In beiden Tötungsphasen (wobei die zweite ein/zwei Jahre später einsetzte und weniger Menschen getötet wurden, diesmal aber aktiv durch Ärzte) beabsichtigte das Nazi-Regime eine reine deutsche Rasse zu erschaffen und alle als schwach angesehenen Teile der Bevölkerung auszulöschen. Nicht einmal Soldaten der Wehrmacht, deren Körper im Krieg stark geschädigt wurde, wurden verschont. Uns wurden Einzelschicksale erzählt, Geschichten von Soldaten, Müttern und Kindern, jede eine Tragödie für sich selbst.

Gegen Ende unseres Besuches haben wir die Garage der Busse, in denen die Opfer nach Hadamar transportiert wurden, besichtigt. Auch die Gaskammer im Keller, in der tausende Menschen umgebracht wurden, wurde uns gezeigt. Die Räumlichkeiten im Keller waren die Bereiche, in denen die Insassen getötet wurden und ihrer Leiche Organe für Experimente und Forschungszwecke entnommen wurden (es gab einen eigens dafür eingerichteten Seziertisch) oder ihre Leiche in einem Ofen, der den ganzen Tag lief, „entsorgt“ wurde. Die in umliegenden Dörfern lebenden Menschen haben zwar die ganze Zeit Rauch gesehen, aber weil nie Leichen wegtransportiert wurden, blieb das eigentliche Geschehen zunächst unerkannt.

Unser Besuch in Hadamar hat uns der deutschen Geschichte nähergebracht, in der der Zweite Weltkrieg eine besonders negative Rolle spielt. Uns wurde aber auch ein noch persönlicherer Einblick gegeben, indem wir die Lebensgeschichten der Menschen hinter den Zahlen der Opfer erfahren haben.

Text: Ana-Maria C. und Marie Z. (9a)
Fotos: Younis A. (9a)