Ein Tag in der Euthanasie-Gedenkstätte Hadamar

Am Donnerstag, den 29.9.22 hat die Klasse 10a mit Frau Hummelsberger und Herrn Hoffmann die Euthanasie-Gedenkstätte Hadamar besucht. Am LFG trafen wir uns um 9:15 Uhr und fuhren im Reisebus knapp zwei Stunden nach Hadamar. Nach der Ankunft frühstückten wir erst einmal, während wir auf unseren Workshopleiter warteten.

Danach begann unsere Führung um kurz vor 13 Uhr. Wir saßen zunächst in einem Raum und spielten ein kleines Spiel, das sich auf unser Thema „Euthanasie in der NS-Zeit“ bezog. Dann erzählte uns der Workshopleiter von der NS-Zeit im Allgemeinen, aber auch von der nationalsozialistischen Vorstellung einer idealen Familie und wie die Menschen mit Behinderung im NS-Reich gesehen und behandelt wurden. Daraufhin klärten wir wichtige Begriffe wie „Euthanasie“ oder „Erbgesundheitsgesetz“ (Sterilisationsgesetz). Nach der Erarbeitung des Hintergrundwissens bezogen sich die folgenden Informationen vor allem auf die Klinik in Hadamar.

Sobald dieser Teil abgeschlossen war, ging es zur nächsten Station. Und zwar sind wir nach draußen zu einer Scheune gegangen, in der früher Busse geparkt wurden. Diese Busse wurden genutzt, um PatientInnen von anderen Kliniken nach Hadamar zu fahren, wo sie schließlich aufgrund ihrer Erkrankung oder Behinderung ermordet wurden. Die Fensterscheiben waren derart verblendet, dass die PatientInnen nicht nach draußen und Passanten nicht hineinschauen konnten. Damit sollte erreicht werden, dass die PatientInnen durch den Ortswechsel nicht in Panik gerieten oder Fluchtpläne schmieden konnten. Auch wollte man damit verhindern, dass unbeteiligte Menschen sehen konnten, welche PatientInnen wann und in welchem Zustand wohin gefahren wurden.

Nachdem wir dies und noch Vieles mehr in der Scheune erfahren hatten, sind wir weiter zur nächsten Station gegangen. Unser Guide erzählte uns nun, wer alles in diese Klinik kam und was für Aufgaben die Angestellten hatten. Uns wurden die Abläufe im Klinikalltag erklärt. Als Belege für die Vorgehensweisen in der Klinik wurden uns Briefe, Akten und kurze Berichte über einzelne Personen gezeigt.

Anschließend gingen wir in den Keller des Gebäudes, in dem noch Einiges im Original erhalten ist. So konnten wir zum Beispiel die Gaskammer, den Seziertischs und Überreste des Brennofens sehen, in dem die Leichen der ermordeten PatientInnen verbrannt wurden.

Zum Schluss ging es noch zum Friedhof, der sich hinter der Klinik auf einem Berg befindet. Unser Gedenkgang auf dem Friedhof war für Einige von uns schwierig. Die dortigen Gräber (mit jeweils ca. 10 Opfern pro Grab) wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zwar zum Großteil von den Besatzungsmächten geöffnet, laut unseres Workshopleiters aber wurden vermutlich nicht alle umgebettet, so dass wir wahrscheinlich auch über die sterblichen Überreste ehemaliger Euthanasie-Opfer gegangen sind.

Zusammenfassend war dieser Tag ein unvergesslicher Ausflug, welcher uns gut verdeutlichen konnte, dass die Menschen in der NS-Zeit nicht nur aufgrund ihrer Herkunft oder Religion verfolgt wurden, sondern auch aufgrund sozialer Unangepasstheit oder einer Behinderung. Allein zwischen Januar und August 1941 verloren hier im Rahmen der Aktion T4 über 10.000 Menschen ihr Leben.

Zum Abschluss zitierte unser Guide noch einmal Erich Fried, um uns zum Nachdenken zu bringen: „Was du heute nicht tust, wird sich morgen auch nicht ändern.“

Aryam, Lina, Valentina (10a)