Was hat das Bensheimer Mammut mit den „Fridays for future“ zu tun?

Auf den ersten Blick erscheint diese Frage sehr merkwürdig; die meisten Menschen würden sie wohl mit „gar nichts“ beantworten.
Dass es aber doch einen Zusammenhang zwischen dem scheinbar sehr alten Thema „Eiszeit“ und der brandaktuellen Problematik des Klimawandels gibt, stellten Clara L. und Nemea H. (beide 9a) bei einem Vortrag im Museum Bensheim klar.

Zu diesem waren die beiden Schülerinnen als Referentinnen eingeladen worden, da sie sich in einem Jugend-forscht-Projekt intensiv mit eiszeitlichen Knochenfunden aus der Bensheimer Gegend beschäftigt hatten. Vor dem Bensheimer Bürgermeister, den Direktoren der Reiss-Engelhorn-Museen und des Bensheimer Museums und einem interessierten Publikum präsentierten Clara und Nemea am Mittwoch, den 6.11.2019 ihre Ergebnisse.

Zunächst hatten die beiden die bisher unerforschten Knochenfunde vermessen und genau untersucht. In Zusammenarbeit mit den rem konnten sie mithilfe der Radiokarbonmethode auch das Alter der gefundenen Tiere bestimmen. Spannend waren aber vor allem die Schlussfolgerungen, die man aus den Fundstücken ziehen kann:

Entgegen der allgemeinen Vorstellungen war es während der letzten Kaltzeit zumindest in unserer Gegend erstaunlich mild; auch die Landschaft war ganz anders als das Bild, das man eigentlich von der „Eiszeit“ im Kopf hat: Nicht kalt, vereist und unwirtlich, sondern eine grüne Graslandschaft mit zahlreichen blühenden Kräutern. In dieser lebten viele Arten großer Tiere: Mammuts, Wollnashörner, Riesenhirsche, Höhlenbären und viele mehr.

Am Ende der letzten Eiszeit gab es dann einen Klimawandel hin zur Warmzeit. Und im Gegensatz zu den Klimaveränderungen, die es schon vorher häufig gegeben hatte, starben dieses Mal fast alle der „Eiszeittiere“ aus. Früher hatten die Tiere solche Veränderungen überlebt, indem in günstigeren Lebensräumen kleine Populationen weiterlebten, die sich später dann wieder ausbreiten konnten. Aber dieses Mal war etwas anders: Menschen zogen als Jäger und Sammler durch die Landschaften und schränkten Fluchtwege und Rückzugsgebiete der Tiere stark ein. Und das führte in Kombination mit dem Klimawandel zum massenhaften Aussterben.

Und heute? Wie werden unsere heutigen Tierarten den jetzigen Klimawandel bewältigen?

Es gibt heute viel mehr Menschen auf der Welt. Rückzugsgebiete und Wanderwege der Tiere sind stärker verbaut denn je. Unsere Landschaft ist stark zersiedelt; große, zusammenhängende Lebensräume sind eine Ausnahme geworden. In vielen Gebieten leben Tierpopulationen wie auf Inseln: Man muss sich nur einmal ein großes Autobahnkreuz von oben anschauen. Weder ein genetischer Austausch (der wichtig für die Anpassung von Tieren an veränderte Bedingungen ist) noch ein Rückzug in günstigere Lebensräume ist möglich. Und Fakt ist ja, dass schon heute viele Tierarten aussterben. Mit jedem Tag werden es mehr.

Was kann man nun aus der letzten „Eiszeit“ für heute lernen?

Klimaschutz ist wichtig, um massenhaftes Aussterben zu verhindern. Der Ausstoß von Treibhausgasen muss schnell und deutlich verringert werden, um irreversible Folgen zu verhindern, ebenso wie die Abholzung von Regenwäldern.
Gleichzeitig ist aber auch ein konsequenter Natur- und Artenschutz nötig: Die Zersiedelung der Landschaft muss mindestens teilweise wieder rückgängig gemacht werden, es braucht vernetzte und zusammenhängende Lebensräume, um den Tieren das Überleben zu sichern.

Leider arbeiten Natur- und Klimaschutz, die ja eigentlich die gleichen Ziele verfolgen, oft nicht zusammen. Im Gegenteil: Manchmal sind sie sogar Gegner. Bestes Beispiel sind Windräder: Klimaschützer fordern, mehr davon zu bauen, denn der Ausbau erneuerbarer Energien ist enorm wichtig. Naturschützer dagegen sind oft Windkraftgegner, denn Vögel und Insekten fallen den Rotoren zum Opfer.

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Bürgerwindpark Hohenlohe. Hier wird ein System erprobt, das mit Hilfe von Sensoren und einer KI anfliegende Vögel erkennt und die Rotoren dementsprechend abbremst. Solche Maßnahmen sind wichtig und müssten viel stärker und schneller gefördert werden.

In einem hervorragenden Vortrag stellten Clara und Nemea diese Erkenntnisse vor und standen hinterher auch bei Nachfragen Rede und Antwort. Zur Belohnung überreichte der Bürgermeister, Herr Rolf Richter, den beiden Schülerinnen Schokolade und Büchergutscheine.

Einen Pressebericht findet man hier:

https://www.morgenweb.de/bergstraesser-anzeiger_artikel,-bensheim-badesee-mammut-auf-den-zahn-gefuehlt-_arid,1549686.html

(S. Sprinz)